Traditionelle Führungsansätze mit strengen Hierarchien entsprechen vor allem für junge Mitarbeiter der Generation Y und Generation Z im Gegensatz zu Empowerment Leadership nicht den persönlichen Anforderungen für einen motivierenden Berufsalltag. Für die ab den 1980er-Jahren geborenen Mitarbeitenden gehören Mitspracherechte, Weiterentwicklung, Selbstverwirklichung sowie Chancen zum Ausleben der eigenen Kreativität zu selbstverständlichen Rahmenkriterien im Job. Durch das Empowerment von Mitarbeitenden und Teams stärken Unternehmen zugleich Erfolgsfaktoren wie Innovation und Kreativität.
Was ist Empowerment?
Unter Empowerment ist ein Prozess hin zu mehr Selbstbestimmung zu verstehen. Seit dem Einzug des Megatrends „New Work“ – bereits 1979 von Frithjof Bergmann gestartet – wird das Empowerment-Konzept in der Arbeitswelt immer bedeutender. Der Fachkräftemangel sowie die demografischen Entwicklungen in den europäischen Industrieländern verstärken diesen Trend.
Die „Ermächtigung“ oder „Selbstbefähigung“, so die gängigen deutschen Äquivalente für den Begriff Empowerment, soll einzelne Mitarbeiter ebenso wie Teams ihre eigenen (Entscheidungs-)Kompetenzen besser erkennen und nutzen lassen. Durch Mitarbeiter-Empowerment oder Team Empowerment werden diese in Entscheidungen eingebunden, erlangen mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten und Eigenverantwortung in ihrem Job-Umfeld.
Zugleich stärkt Empowerment den Zusammenhalt der Mitarbeitenden innerhalb des Unternehmens. Als wichtige Voraussetzungen dafür gelten eine etablierte und von Vertrauen sowie Authentizität geprägte Unternehmenskultur sowie die Bereitschaft zum Delegieren von Verantwortung an alle Hierarchieebenen. Das in die Mitarbeitenden gesetzte Vertrauen motiviert und beeinflusst wiederum deren Verhalten und Leistungsqualität positiv.
Strukturelles Empowerment als Instrument zur Organisationsentwicklung
Strukturelles Empowerment meint das Übertragen von Verantwortung auf die jeweils nachgelagerte Hierarchiestufe.
Aus aktivem Empowerment resultieren spürbare Veränderungen für die betroffenen Mitarbeitenden wie auch für das Unternehmen:
- mehr Purpose und Identifikation mit dem Arbeitgeber
- kürzere Entscheidungszeiten
- bessere Kenntnis von Problemen und Herausforderungen
- Motivation zum unternehmerischen Denken und Agieren
- Stärkung von Wissensbasis und Teamwork
- modernere Organisationsstrukturen
- schnellerer Fortschritt
In diversen Studien wird strukturelles Empowerment zusätzlich mit höherer Arbeitszufriedenheit, einem gesteigerten Work Engagement und mehr Zufriedenheit mit dem Führenden in Verbindung gebracht.
Letztlich führen all diese Einzeleffekte zu einer Erhöhung der Produktivität im Unternehmen.
Zu den wichtigsten Voraussetzungen für erfolgreiches strukturelles Empowerment zählen:
- Transparenz: Zugang zu Informationen und relevantem Wissen
- Weiterbildung: Möglichkeiten für persönliche Weiterentwicklung und Wachstum
- Motivation und Vertrauen: Niederschwelliger Zugang zu Unterstützung, Feedback und Beratung durch Kollegen und Vorgesetzte bei Bedarf
- Eigenverantwortung: Zugriff auf adäquate Ressourcen (Zeit und Mittel) zur Bewältigung von Aufgaben
Handlungsspielräume: Rahmen für den Aufbau und das Nutzen von persönlichen Netzwerken
Psychologisches Empowerment als Erfolgsschlüssel
Mit psychologischem Empowerment wird die Überzeugung der Mitarbeitenden bezeichnet, eigene Arbeitsprozesse sowie Regeln autonom mitgestalten zu können. Dazu zählt auch, dass die Arbeit als bedeutungsvoll oder sinnstiftend erlebt wird und Mitarbeitende sich als genügend kompetent einstufen, um durch selbstwirksames Handeln einen Unterschied zu bewirken.
All diese Faktoren führen zu einer intrinsischen Arbeitsmotivation, einem höheren Commitment und zu Verhaltensweisen, die über die vertraglich vereinbarten Pflichten gegenüber dem Arbeitgeber hinausgehen.
Empowerment-Strategien für die erfolgreiche Umsetzung
Für strukturelles wie psychologisches Empowerment gilt gleichermaßen: Vertrauen ist der zentrale Grundwert, der von den Führungskräften an die Mitarbeitenden ausgesendet und von in Form von Motivation, Bindung und Leistung zurückgespiegelt wird.
6 Elemente für Empowerment in der Mitarbeiterführung
- Unternehmenskultur hinterfragen und anpassen
Speziell die Leistungskultur in Unternehmen spielt im Rahmen des Empowerments eine entscheidende Rolle: Werden Leistungen durch Druck erzeugt oder positiv dazu motiviert, das persönliche Potenzial freizusetzen?
Die offene Wertschätzung der Leistung von Teams und Mitarbeitenden, gemeinsam vereinbarte Ziele und Handlungsspielräume fördern eine gewinnbringende Umsetzung.
- Wandel zulassen und gestalten
Um neue Wege zu beschreiten, gilt für Mitarbeitende wie Führungskraft: Den Status Quo zunächst einmal beiseitelassen und mit neuen Visionen und Ideen in den Dialog treten. Gemeinsam erschließen sich Möglichkeiten für echten Wandel.
Mit einem guten Ideenmanagement, dem Aufzeigen von Sinn und Zielen sowie Offenheit für Veränderungen gelingen positive Ergebnisse.
- Zusammenarbeit wirkungsvoll koordinieren
Für Führungskräfte gilt es, die Zusammenarbeit in einem immer heterogeneren Team – mit unterschiedlichen Arbeitsorten, Funktionen und Aufgaben – effektiv und langfristig zu koordinieren.
- Selbstverantwortung fördern
Im Rahmen der Empowerment-Führung ermöglichen Führungskräfte die Eigenintiative der Mitarbeitenden und damit neue Lösungen sowie das Entfalten von Kompetenzen.
Gezielt Aufgaben zu übertragen und Mitarbeitende in diesen Schritt einzubinden, ist ein Erfolgsrezept.
- Effiziente Kommunikation
Klare Kommunikation zum passenden Zeitpunkt motiviert zum Handeln, aktives Zuhören lässt Unklarheiten schnell beseitigen und verbessert die Resultate.
- Digital und analog verknüpfen
Erfolgreiches Empowerment erfordert eine ausgewogene Integration zwischen digitaler und analoger Kommunikationswelt. Zu bewährten Kriterien hierfür gehören: Erreichbarkeiten absprechen, Regeln für den Gebrauch von technischen Geräten in Meetings und Gesprächen einführen und einhalten.
Fazit
Empowerment etabliert sich zunehmend als selbstverständliche Komponente in der Mitarbeiterführung, Team- und Organisationsentwicklung. Strukturelle und psychologische Faktoren greifen ineinander und führen bei gelungener strategischer Integration im Unternehmen zu höherer Zufriedenheit, Motivation und Bindung der Mitarbeitenden. Dies verbessert wiederum die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit und bestätigt Employee Empowerment als aktuellen und künftigen Erfolgsfaktor für Unternehmen.