Intrapreneurship fokussiert auf den hohen Stellenwert der Mitarbeitenden für Unternehmen und gewinnt daher als Erfolgsfaktor enorm an Bedeutung. Im Zeitalter von Digitalisierung, Arbeitskräftemangel und New Work spielt dieses Konzept eine Schlüsselrolle für die Innovation – und damit für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit.
Was ist Intrapreneurship?
Der Begriff setzt sich aus den beiden englischen Wörtern „Intracorporate“ und „Entrepreneurship“ zusammen. Gemeint ist das unternehmerische Verhalten der Mitarbeitenden in Unternehmen und Organisationen: Nach dem Konzept verhalten sich die Arbeitnehmer so, als wären sie selbst Unternehmer, entwickeln und realisieren eigene Ideen im Organisationskontext. Intrapreneurship wird auch als Binnenunternehmertum bezeichnet. Und obwohl der Begriff bereits in den 1970er-Jahren geprägt wurde, setzen sich entsprechende Aktivitäten erst jetzt im digitalen Wandel in vielen Unternehmen durch. Immer mehr – vor allem grössere – Unternehmen starten eigene Programme und versuchen, dadurch die Mitarbeitenden zu stärken und die Innovationskraft des Unternehmens zu erhöhen.
So zeigt der Intrapreneurship Monitor der Universität Bayreuth, die grösste Untersuchung zum Intrapreneurship im deutschsprachigen Raum, eine Zunahme an Intrapreneurship-Aktivitäten – sowohl auf Ebene der Mitarbeitenden als auch auf Organisationsebene. Besonders stark ausgeprägt ist der Trend in der IKT-Branche (Informations- und Kommunikationstechnologie). Zum Teil siedeln die aktiven Unternehmen die entsprechenden Agenden in eigenen Abteilungen an, die meist in der Geschäftsführung oder in der HR-Abteilung verankert sind.
Vorteile und Chancen von Intrapreneurship
Entscheidende Vorteile ergeben sich für Unternehmen, die eine Vergrösserung anstreben, neue Geschäftsfelder entwickeln oder den Trend als Entwicklungschance für die eigene Innovationskraft nutzen möchten.
Vorteile aus der Sicht von Unternehmen und Organisationen:
- Ideenpool: Die Mitarbeitenden haben häufig die besten Ideen und erkennen leicht Verbesserungspotenziale aufgrund ihrer Erfahrung im Unternehmen.
- Kostensenkung: Anstatt Innovationen von aussen zu übernehmen – durch Branchentrends oder durch die Akquisition kleinerer Unternehmen – lassen sich günstiger interne kreative Potenziale freilegen und nutzen.
- Verbesserung der Workflows: Das interne Know-how ermöglicht eine optimale Gestaltung der Arbeitsprozesse im Unternehmen.
- Aktive Unternehmensentwicklung durch das Erkennen von Trends für neue Geschäftszweige, Erschliessen neuer Märkte oder Gründung von Tochterunternehmen
- Talent Management: Vereinfachtes Entdecken, Fördern und Halten von Talenten.
- Employer Branding: Für Intrapreneurship bekannte Unternehmen profitieren von dieser Reputation und verbessern ihre Position am Arbeitgebermarkt.
- Höhere Mitarbeiterzufriedenheit: Die Mitarbeitenden fühlen sich und ihr Know-how wertgeschätzt und sind stärker motiviert, ihre Fähigkeiten zum Wohl des Unternehmens einzusetzen.
- Positive Wechselwirkung mit der Unternehmenskultur: Intrapreneurship setzt eine Unternehmenskultur voraus, die Raum für neue Ideen bietet. Zugleich beflügelt es wiederum die Weiterentwicklung der Unternehmenskultur.
- Steigerung von Umsatz und Gewinn: In seiner Gesamtwirkung als Motor für Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit führt Intrapreneurship zu höheren Umsätzen und Unternehmensgewinnen.
Vorteile aus der Sicht der Mitarbeitenden:
- Intrapreneure kombinieren die Stabilität eines Angestelltenverhältnisses im Rahmen der Unternehmenskultur mit unternehmerischen Freiheiten
- Für Mitarbeitende mit einer hohen intrinsischen Motivation und Unternehmergeist bietet sich
- eine attraktive Möglichkeit zur Entfaltung und Weiterentwicklung.
- Mitarbeitende mit ausgeprägter Loyalität zum Unternehmen können ihre Qualitäten einbringen und erfahren im Gegenzug eine höhere Wertschätzung als bisher.
- Intrapreneurship verändert die Unternehmenskultur und das Arbeitsumfeld, sodass Mitarbeitende mit hoher Eigeninitiative einfacher und strukturierter eigene Vorschläge äussern, neue Wege gehen und Projekte selbstständig realisieren können.
Start-Empfehlungen für Unternehmen
Zu Beginn der Umsetzung stellt sich für Unternehmen die Aufgabe, Intrapreneure durch entsprechende Ressourcen zu unterstützen.
- Entwickeln einer umfassenden Intrapreneurship-Strategie für das Unternehmen
- Zeitbudget: Idealerweise haben Intrapreneure einen Teil ihrer Arbeitszeit für das Arbeiten an ihren Ideen und neuen Projekten zur Verfügung.
- Finanzielle Ressourcen: Für die Umsetzung ihrer Agenden benötigen Intrapreneure oder einschlägige Abteilungen ein fest zugeteiltes Budget.
- Know-how und Wissenstransfer: Sowohl theoretisches Wissen als auch spezifische Fähigkeiten und praktisches Know-how tragen zum Gelingen von Projekten bei. Durch Weiterbildungen oder externe Expertenberatungen ermöglichen Unternehmen den Erfolg neuer Ideen.
- Barrierefreier Zugang: Sind im Unternehmen bereits hilfreiche Informationen, Materialien oder Geräte vorhanden? Dann sollten diese Intrapreneuren zur Nutzung für ihre Projekte zugänglich gemacht werden.
Herausforderungen für erfolgreiches Intrapreneurship
Für den nachhaltigen Erfolg ist ein Anpassen der Strukturen im Rahmen der Unternehmenskultur von Anfang an erforderlich.
Eine förderliche Kultur berücksichtigt diese Faktoren:
- Laufende Kommunikation mit den eingebundenen Mitarbeitenden
- Flache Hierarchien und direkter Zugang zu Informationen und Feedback
- Ausgeprägte Fehlertoleranz und Verankern einer „Trial-and-Error“-Philosophie
- Wertschätzung und Anerkennung der Arbeit von Intrapreneuren
- Aufbau und Fördern eines Intrapreneurship-Mindsets bei den Mitarbeitenden
- Unterstützung seitens des Top Managements
Sind diese Voraussetzungen nicht in ausreichendem Mass gegeben, kann die Strategie jedoch auch ins Gegenteil umschlagen. Dies führt mitunter zu Überforderung und Burnout-Symptomen.
Fazit: Intrapreneurship erhöht den Unternehmenserfolg
Intrapreneurship ist ein Bottom-Up-Ansatz, der sich für Unternehmen und Organisationen lohnt. So wird das Potenzial hoch motivierter Mitarbeitender ausgeschöpft, die unternehmerische Fähigkeiten wie Hartnäckigkeit, Ausdauer, Mut und den Willen zur Verantwortung mitbringen. Die Energien der Mitarbeitenden werden für den Innovationsprozess gebündelt anstatt für Routinen. Zugleich steigert Intrapreneurship die Mitarbeiterzufriedenheit, fördert Innovationen und trägt durch eine höhere Wettbewerbsfähigkeit sowie steigende Umsätze und Gewinne wesentlich zum Unternehmenserfolg bei.
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