Die gängige Definition von Mitarbeiterführung wurde durch den vielzitierten Wandel in der Arbeitswelt und zuletzt durch die Pandemie rasend schnell auf den Kopf gestellt: Gute Arbeit wird offenbar auch ohne direkten persönlichen Kontakt zur Führungskraft geleistet. Die damit einhergehenden Veränderungen in Verhalten und Technologie bringen neue Anforderungen an Führungspersonen mit sich und erfordern innovative und flexible Führungsansätze, etwa im Rahmen der virtuellen Teamführung.
Neue Führungsstile fördern das Gemeinschaftsgefühl als wichtigen Teil der Unternehmenskultur ebenso wie selbstorganisiertes Handeln und stellt den Menschen klar in den Mittelpunkt. Denn engagierte Mitarbeiter fühlen sich mit dem Unternehmen verbunden und erbringen bessere Leistungen. Gerade jüngere Mitarbeitergenerationen erwarten an ihrem Arbeitsplatz als Individuen wahrgenommen und wertgeschätzt zu werden.
Um den Erfolgsfaktor Mitarbeiterführung bestmöglich zu nutzen, erhält die Employee Experience (EX) in vielen Unternehmen eine hohe Priorität: Die HR-Verantwortlichen fokussieren in ihren Maßnahmen auf menschenzentrierte Führungstechniken und betrachten die positive Mitarbeitererfahrung als wichtigen Hebel für den Unternehmenserfolg.
Employee Experience: Mitarbeiterführung als Erlebnis
Unter Employee Experience versteht man alle Erfahrungen, die Mitarbeiter in ihrem Job erleben. Dazu gehören Emotionen, Eindrücke und Interaktionen – also die gesamte Wahrnehmung des Unternehmens aus Mitarbeitersicht. Diese beeinflusst maßgeblich die Mitarbeiterzufriedenheit sowie die Motivation am Arbeitsplatz und hängt eng mit der Mitarbeiterführung zusammen.
Denn ob Mitarbeiter mitbestimmen dürfen und in Entscheidungsprozesse eingebunden werden oder nicht, prägt ihre innere Einstellung und wirkt sich auf die Qualität der geleisteten Arbeit aus. Eine positive Employee Experience für die Mitarbeitenden zu schaffen, bedingt wiederum eine moderne Mitarbeiterführung mit Zusammenarbeit auf Augenhöhe.
Mitarbeiterführung durch Kommunikation und Kooperation
Klassische Hierarchien mit einer strengen Rangordnung stehen bei der Mitarbeiterführung nicht mehr im Zentrum. Vielmehr handelt es sich um ein flexibles System, das von Transparenz und Kommunikation geprägt ist. Zu den entscheidenden Elementen für eine erfolgreiche langfristige Zufriedenheit am Arbeitsplatz zählen aus Mitarbeitersicht unter anderem ein offenes Betriebsklima mit direktem Feedback und konstruktiver Kritik, Flexibilität bezüglich der Arbeitszeiten und des Arbeitsortes – Stichwort Home-Office – sowie Achtsamkeit seitens der Führungskräfte.
Wertvolle Qualitäten von Führungskräften in der Mitarbeiterführung
Erfolgreiche Führung setzt heute vielschichtige zukunftsorientierte Qualitäten und Fähigkeiten der Führungsperson voraus:
- Emotionale Intelligenz: Empathie, Verständnis, Vertrauensfähigkeit
- Organisationsvermögen und Methodenkompetenz
- Wissen und praktisches Know-how
- Entscheidungsfähigkeit und Ergebnisorientierung
- Wertebasiertes Auftreten
- Transformationsvermögen und Digitalkompetenz
- Konfliktfähigkeit, Kooperationsfähigkeit und Kommunikationsvermögen
- Coachingfähigkeiten: Fragetechniken, Zuhören, Gesprächsbereitschaft
- Selbstreflexionsvermögen
Die wirkungsvollsten Methoden in der Führung von Mitarbeitern
- Coachen statt bestimmen. Durch die Digitalisierung sind für Mitarbeiter heute viel mehr hilfreiche Informationen für ihren Arbeitsbereich verfügbar als noch vor einigen Jahren. Dadurch wandelt sich die Aufgabe der Führungskraft weg von einem autoritären Entscheider hin zu einem Coach, der seine Mitarbeiter kollaborativ anleitet. Wichtige Elemente der Führung als Coach sind Kommunikation und Ermächtigung, das Schaffen von Freiräumen und Möglichkeiten zur Weiterentwicklung sowie das aktive Delegieren von Verantwortung. Ebenso wichtig sind jedoch das richtige Einschätzen der eigenen Stärken und Eigenschaften sowie der Persönlichkeit jedes Teammitglieds.
- People Management mit Herz und Verstand. Mitarbeiter führen und motivieren inkludiert einen vertrauensvollen Umgang, Empathie und Verständnis.
- Mitarbeiterindividuell führen. Das Wahrnehmen und Wertschätzen der individuell unterschiedlichen Stärken und besonderen Fähigkeiten der einzelnen Teammitglieder beflügelt diese in ihrer Motivation, stärkt den Teamgeist und resultiert in besseren Leistungen.
- Informationen weitergeben. Alle Teammitglieder müssen bezüglich ihrer Projekte auf dem gleichen Wissensstand sein und jederzeit auf alle für ihre Arbeit nötigen Informationen zugreifen können.
- Technologie nutzen. Eine effiziente Weiterentwicklung aller brauchbaren Tools und Anwendungen für die Mitarbeiter ist ein wichtiger Erfolgsfaktor für die Produktivität von Unternehmen. Technologisch auf dem aktuellen Wissensstand zu sein und neue wertvolle Tools für das eigene Team zu kennen, ist eine wichtige Voraussetzung für gelingende Führung.
- Transparenz und Offenheit. Eine authentische Führungskraft punktet durch Menschlichkeit und zeigt mutig eigene Schwächen. Das geballte Wissen aller Mitarbeiter dient zugleich zum gemeinsamen Nutzen des Unternehmens.
- Kurze Kommunikationswege. Die direkte Erreichbarkeit für KollegInnen und Teammitglieder motiviert nicht nur, sondern erhöht darüber hinaus die Produktivität und Agilität der Organisation.
Fazit
Das traditionelle Rollenbild der Führungskraft als Manager und Entscheider im Sinne einer Top-Down-Organisation hat weitgehend ausgedient. Eine wirkungsvolle Personalführung bedeutet 2023, die Mitarbeiter in Entscheidungen miteinzubeziehen, effektiv zu delegieren und den Wandel vom herkömmlichen Boss zum beratenden Coach zu vollziehen. Diese Neudefinition der Rolle entspricht dem Selbstverständnis junger Mitarbeitergenerationen, erhöht Motivation und Produktivität und trägt als klarer Wettbewerbsvorteil zum Unternehmenserfolg bei.